Wenn schon Auto dann E-Auto? Und wenn ja, wie viele?

Am Mittwoch, 15.05.2019, trafen sich im Bürgerhaus im Alten Amtsgericht Interessierte zum Thema E-Mobilität auf Einladung des Ortsverbandes der Grünen. Unter dem Titel „Wenn schon Auto, dann E-Auto? Und wenn ja, wie viele?“ referierte Dipl.-Ing. Udo Högemeier aus Rahden über den Stand der Technik alternativer Antriebe und Dr. Petra Spona darüber, wie die E-Mobilität der nahen Zukunft aussehen könnte. Einig waren sich beide darin, dass neben dem ÖPNV und dem Fahrrad in ländlichen Regionen derzeit ohne Pkws Mobilität nicht machbar ist, dann aber klimafreundliche Varianten Einzug halten müssen.

Högemeier stellte drei Antriebsformen alternativer Mobilität vor, für die noch unklar ist, wer in Zukunft das Rennen macht oder ob sie nebeneinander für unterschiedliche Zwecke Bestand haben werden. Batterieelektrische Fahrzeuge sind dabei eindeutig für den motorisierten Individualverkehr zu bevorzugen, denn die Effizienz ist durch die direkte Stromnutzung am größten und damit der Verlust an Energie am geringsten. Über regenerative Energien gespeist wäre der Betrieb des Fahrzeugs sogar CO2-neutral. Die Reichweiten seien für den Stadtbetrieb völlig ausreichend, erklärt Högemeier, zumal es für die Batterien auch besser sei, sie nicht leer zu fahren, sondern regelmäßig bei geringer einphasiger Stromnutzung zu laden, vor allem nachts. Damit räumte er in der anschließenden Diskussion mit der Vorstellung auf, für eine Durchsetzung des Batteriefahrzeugs seien die Netze nicht ausreichend ausgelegt.

Derzeit in geringerer Stückzahl auf dem Markt sind Brennstoffzellen-Autos. Ihr Vorteil bestehe in einer höheren Reichweite und in der einfachen und schnellen Energieversorgung über das Tanken von Wasserstoff. Allerdings ist hier die Ladeinfrastruktur noch in den Kinderschuhen – die nächsten Tankstellen für Lübbecker liegen aktuell in Hasbergen bei Osnabrück, Rheda-Wiedenbrück und Hannover. Der zweite Nachteil ist, dass Brennstoffzellenautos durch die nötige Herstellung von Wasserstoff weniger energieeffizient sind.

Ebenfalls für Langstrecke gut geeignet sind PlugIn-Hybridfahrzeuge, die einen herkömmlichen Verbrennungsmotor mit einem Batterieantrieb verknüpfen. Während im Normalfall auf Strombasis gefahren wird, kann für Langstrecken der Benzinmotor genutzt werden oder im Winter, wenn die dadurch entstehende Abwärme sinnvoll als Heizung genutzt werden kann. PlugIn-Hybride kann sich Högemeier zukünftig auch als eine Kombination von Strom und Brennstoffzelle vorstellen, was eine weitere positive Weiterentwicklung wäre.

Udo Högemeier ist der Materie beruflich wie privat verbunden. Der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Hochschule Osnabrück mit den Schwerpunkten Antriebstechnik, Leistungselektronik und elektrische Energietechnik nutzt privat drei Fortbewegungsmittel. Für die täglichen Fahrten zur Arbeit von Rahden nach Osnabrück steht ihm im Winter ein Opel Ampera PlugIn-Hybrid zur Verfügung und für den Sommer neuerdings ein Elektro-Motorrad, das noch sparsamer und CO2-ärmer ist. Einen mittlerweile älteren Elektro-Roller kann lediglich noch für kürzere Fahrten im Nahbereich genutzt werden. Um die CO2-Bilanz möglichst gering zu halten lädt Högemeier die Fahrzeuge über eine eigene Photovoltaik-Anlage und ein eigenes Blockheizkraftwerk.

Petra Spona bettete die Informationen über Antriebsformen in Konzepte für eine nachhaltige Mobilität ein. Es gehe nicht nur um einen anderen Antrieb, sondern auch darum, deutlich weniger Autos auf den Straßen und Parkflächen zu haben, denn gerade Parkflächen in Städten ließen sich sinnvoller nutzen. Auch die Anzahl von Verkehrsunfällen würde durch ein Weniger an Autos reduziert. Ziel müsse es sein, mobil zu bleiben, aber Mobilität anders zu organisieren. So sollten zum Beispiel Strecken unter 2 km und damit rund 25 Prozent der derzeit mit Pkws zurückgelegten Wege, mit dem Fahrrad erledigt werden. „Aktive Mobilität“, also Fortbewegung mit Hilfe von Muskelkraft, sei dabei die eindeutig klimaschonendste Variante und zudem gut für die Gesundheit. Diese Formen und der ÖPNV müssten über eine nachhaltige Politik durch Bund, Land und Kommunen gegenüber dem Pkw-Verkehr aufgewertet werden.

Wer auf das Auto nicht verzichten kann und dies ist im ländlichen Raum verbreitet, muss nicht gleich ein eigenes Auto haben. Gerade für den Zweitwagen wäre zu überlegen, ob CarSharing, vielleicht auch mit dem eigenen Nachbarn, nicht eine gute Variante wäre, die nicht nur das Klima, sondern auch den Geldbeutel schont. Auch wenn an klimafreundlicheren Mobilitätsangeboten und -infrastruktur sich in der Region noch viel tun muss, gebe es aber positive Entwicklungen. Über LandEi mobil bieten die regionalen Verkehrsgesellschaften neuerdings einen gemeinsamen Tarif für die Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel in Lübbecke, Stemwede, Rahden, Espelkamp, Preußisch Oldendorf und Hüllhorst an, auch als Variante mit einem zusätzlichen Pedelec als Dauerleihrad. TeutoOWL macht seine ersten Erfahrungen mit on Demand-Angeboten, in Gestringen steht mittlerweile eine Mitfahrbank und es gibt Bestrebungen, das Carsharing-Angebot des WerreStromers aus Löhne auch in Lübbecke zu etablieren. Das Konzept des WerreStromers ist besonders umweltfreundlich, weil es bereits bestehende Autos, vor allem Firmenfahrzeuge, verleiht und damit keine eigene Flotte anschafft. Und nicht zuletzt haben die meisten Lübbecker ein wichtiges alternatives Fortbewegungsmittel zumeist in der Garage: ihr Fahrrad, das jetzt zum Sommer wieder vermehr zum Einsatz kommen sollte: Das Fahrrad.